Buchkritik: Simon Singh: Fermats letzter Satz

Einen Vorteil hat eine längere Krankheit: man kommt mal wieder zum Lesen. So auch bei mir. In den letzten Monaten habe ich das eine oder andere Buch gelesen, so auch dieses.

Simon Singh kannte ich bereits duch sein Buch über Kryptographie, das ebenfalls sehr interessant geschrieben ist. Der Autor versteht es, Wissenschaft spannend darzustellen. Manchmal glaube ich, dass das eine Fähigkeit ist, die deutsche Autoren nicht wirklich beherrschen, zumindest nur sehr selten. Die Amis sind da besser – das sieht man schon an amerikanischen Fachbüchern der BWL – verglichen mit den deutschen Standardlehrbüchern sind die beinahe interessant.

Wie dem auch sei, in diesem Buch erzählt Simon Singh die Geschichte von Fermats letztem Satz. Es handelt sich dabei um eine Aussage, die Fermat vor ca. 300 Jahren postulierte und die auf den ersten Blick überaus simpel und einfach verständlich ist. Sie besagt (ich hoffe, ich kann das nun richtig erklären), dass der Satz des Pythagras für höhere Potenzen als 2 keine Lösung besitzt (also a^x+b^x=c^x für alle x größer als 2). Klingt einfach, ist es aber nicht. Tatsächlich haben sich an dem Beweis dieses einfachen Satzes Generationen von Mathematikern die Zähne ausgebissen. Erst 1994 gelang es einem einsiedlerischem Mathematiker das Rätsel zu lösen, nachdem er sich sieben Jahre lang nur damit beschäftigte. Der Beweis dieses einfachen Satzes besteht nun aus ca. 100 Seiten formaler Herleitung und der Autor schreibt, dass nur sehr wenige Mathematiker überhaupt in der Lage sind, der logischen Beweisführung zu folgen. Die erste Präsentation des Beweises enthielt trotz der langen Vorbereitung einen Fehler und es sah so aus, als ob auch dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt sei. Man fiebert förmlich mit, wenn der Autor beschreibt, wie Andrew Wiles fieberhaft versuchte, sein “Lebenswerk” zu retten. Als er es geschafft hat und die überarbeitete Version seines Beweises präsentierte atmet man förmlich auf.

Faszinierend an dem Buch ist insbesondere, dass der Autor es schafft, eine Wissenschaft, die nicht unbedingt den besten Ruf hat – Mathematik gilt ja nicht wirklich als spannend – so darzustellen, dass man die Faszination, die sie für ihre Anhänger ausstrahlt, nachzuvollziehen. Ich will nun nicht behaupten, dass ich ein neuer Mathematik Freak geworden bin, aber die zahlentheoretischen Konzepte oder die Motivation, die Mathematiker antreibt wird nach diesem Buch nachollziehbar. Auch wenn man nicht alle in dem Buch beschriebenen Konzepte versteht (mir ging es da nicht anders), lohnt es sich, dieses Buch zu lesen, wenn man sich nur etwas für Mathematik oder Wissenschaft allgemein interessiert.

Das Buch schließt mit einigen weiteren mathematischen Problemen, die immer noch nicht bewiesen worden sind. An diesen kann sich der geneigte Leser in einem Anfall von Größenwahn versuchen.

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