Mit dem Rad aus Grindelwald nach Frankfurt

Eigentlich hatte ich es ja schon geplant, mit dem Rad in die Schweiz zu fahren und mich dann auf dem Gotthard mit Julia zu treffen, doch ein Magen Darm Infekt machte diesen Plan zunichte und das Wetter war dann auch nicht so der Hit. So blieb mir dann nur der Rückweg aus Grindelwald. Ich wollte keine reine Rennradstrecke fahren, so entschied ich mich für mein Stadtrad (neudeutsch nennt man das wohl Gravel Bike). Die Tour hatte ich mir auch recht schnell auf Komoot zusammen geklickt. Ich hatte nur zwei Punkte, die ich sehen wollte: die Rheinfälle in Schaffhausen und das obere Donautal. So verlief die Tour dann auch. Insegsamt sollten es 560km werden mir knap 6000 hm. Das wollte ich in zwei Tagen fahren, wobei vom ersten Tag, dem letzten Sonntag nur die Hälfte übrig war, denn am Vormittag war noch die Siegerehrung von Julia. Gegen 12:00 Uhr waren wir zurück am Auto, bis ich alles gepackt und noch etwas gegessen hatte, war es 13 Uhr und es ging los. Ich muss zugeben, dass ich doch etwas nervös war, denn ich bin noch nie solch eine Tour gefahren und dann gleich so eine lange Strecke. Dazu kam, dass ich mich blind auf meinen Wahoo Computer verlassen musste, denn ich hatte keine Ahnung, wo die Strecke lang ging, doch die Navigation funktionierte perfekt. Dazu aber später mehr.

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Direkt nach dem Strart in Grindelwald ging es rauf auf die große Scheideg, das ist mit kalten Beinen natürlich kein Spaß, dazu noch ein 19kg schweres Rad und noch die Belastung vom Vortag in den Beinen. Ich muss zugeben, dass ich mir etwas schwer tat, aber umkehren ging ja nicht, Julia war ja schon losgefahren und auf dem Weg heim. Also ging der Weg nur vorwärts. So brauchte ich für den Anstieg ca. 70 Minuten, aber der kritische Teil kam dann für mich erst, denn meine Bremse am Vorderrad will nicht mehr so recht, so dass ich extrem vorsichtig fahren musste, um immer rechtzeitig abzubremsen. Das klappte aber ganz gut, nur einmal hätte mich beinahe ein SUV abgeräumt, der mir komplett die Kurve schneidend entgegen kam. Ansonsten wieder: traumhafte Landschaft:

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Kaum war ich im Tal ging es den nächsten Berg hinauf, in ein Nachbartal. der Anstieg war aber schon nicht mehr so lang und auch gut zu fahren. Der größte Teil ging durch einen Wald auf einem guten Schotterweg, die Abfahrt war dann aber wieder etwas steiler, hier musste ich höllisch aufpassen, nicht zu schnell zu werden. Merke: Alpenpässe ohne wirklich funktionierende Bremsen sind keine gute Idee… Dafür wurde ich mit der ersten tollen Aussicht auf die Schweizer Seen belohnt. An diesen ging es dann entlang, bis nach Lutzern – fast immer auf perfekten Radwegen oder Feldwegen. Ich bin immer wieder begeistert, welch kleine Schleichwege Komoot kennt. Danach ging es noch wellig weiter bis Wettingen, wo ich dann in dem Hotel, das ich mir ausgesucht hatte, auch noch ein Zimmer bekam. Ich hatte nicht vorgebucht, da ich mir nicht sicher war, ob ich die 150km auch schaffen würde. Habe ich dann aber und die Hotelbesitzerin war komplett unkompliziert. Und es gab sogar eine Hotelkatze 😉

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Das Abendessen wurde dann international: zuerst war ich bei einem Chinesen, der direkt im gleichen Gebäude war. Der war gut, aber auch arg teuer und satt war ich leider immer noch nicht. Also gab es danach noch eine Pizza und ein Falaffel Dürüm. Ok, ich geb zu, ich bin verfressen, aber ich wusste ja, was am kommendenden Tag noch kommen würde.

Gegen 23 Uhr ging es dann auch schon ins Bett, wo ich auch gleich wie ein Stein eingeschlafen bin.

Am nächsten Morgen gab es natürlich ein reichliches Frühstück: 3 Brötchen, ein Croissant, eine große Schale Müsli und natürlich Kaffee. Das sollte für die ersten Kilometer erst einmal reichen. Das Losfahren war dann natürlich etwas zäh, doch nach ca. 10km hatte ich mich wieder eingefahren und es lief blendend. Das Wetter war toll und die Landschaft auch – leider auch immer noch recht wellig, aber ich hatte am Vortag ja nur etwas mehr als 2000hm geschafft, da musste ich ja noch die restlichen 4000 fahren. Nach ca. 2 Stunden kam ich dann auch in Schaffhausen an, und konnte mir recht in Ruhe die Rheinfälle anschauen. Es waren kaum Touris da – scheint noch keine Saison zu sein (ok, und es war Montag früh am Morgen). Sagen wir so, die Wasserfälle sind ganz nett, aber Julia und ich sind durch Island doch etwas verwöhnt, gegen den Dettifoss oder den Gulfoss sind die Rheinfälle doch etwas mickrig. Aber gut, gesehen, und für gut befunden:

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Danach ging es wieder wellig weiter bis ins Donautal. Bei Kilometer 100 machte ich eine kurze Pause bei einem Supermarkt. Es gab Wasser, Saft, einen Eiskaffee und Waffeln. Die perfekte Sportlernahrung. Kurz vor dem Donautal hatte ich dann auch einen Mitfahrer, mit dem ich etwas quatschen konnte. Im Donautal ging es dann auf dem Radweg an der Donau entlang, vorbei an den tollen Felsformationen. Ich war da ja schon einmal vo ca. 15 Jahren zum Wandern, daher kannte ich die schon, aber ich wollte das Tal nochmal sehen. Hat sich gelohnt, auch dass ich dafür einen Umweg von ca. 50km gefahren bin. Das Tal ist toll und auch hier waren kaum Touris unterwegs. Ich denke in der Hochsaison wird ees hier schon voller. Dafür habe ich einen japanischen Rentner getroffen, der die Donau komplett abwandern wollte. Da hat er auch noch was vor sich. Der war aber total goldig und wünschte mir auch noch alles gute für meine Fahrt.

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Den Rest des Tages ging es wellig weiter, immer wieder über Feldwege, Waldwege und kleine Straßen oder Radwege, eigentlich nur in Ausnahmen mal über Landstraßen. Einfach toll, aber wirklich schnell war man so halt nicht. Zweimal machte ich noch Halt ein einem Supermarkt, es gab jeweils Trinken und auch was zu futtern, da ich nicht nur von meinen Riegeln leben wollte.

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Gegen 21 Uhr war ich dann in Pforzheim hier gab es dann doch mal etwas Vernünftiges zu essen: Pizza (ich wollte mal etwas mit Salz essen). Natürlich auch wieder reichlich zu trinken und gegen 21:45 ging es dann weiter.

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Hier wurde es dann auch bald dunkel. Das war eine tolle Stimmung: alleine auf dem Rad in der einsetzenden Dunkelheit.

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Allerdings erschwerte die Dunkelheit die Navigation, aber wirklich verfahren habe ich mich eigentlich nie. Ich kam nur etwas langsamer voran als geplant, aber das war in Ordnung. Ich rechnete etwas und mein Plan war, gegen 7 Uhr in Frankfurt zu sein. Das sollte passen. Kalt wurde es auch nicht wirklich. Selbst in der Nacht brauchte ich keine Windweste, ldeiglich die dünnen Armlinge waren ganz angenehm. Dazu noch die Warnweste, damit man mich auch sah (auch wenn die Weste total bescheuert aussieht, aber Sicherheit geht vor).

Das Stück gegen Ende der Bergstraße und duch Darmstadt wurde dann leider etwas nervig: die Straßen, bzw. die Radwege waren in extrem schlechtem Zustand und die Wegführung durch die Stadt eine Katastrophe. Merken: in Zukunft, Darmstadt weit umfahren. Nach Darmstadt wurde ich dann sogar über den futsch neuen Radschnellweg gelotst, mit dem sich hier so einige Politiker profilieren wollen. Das Ding ist ja einen ganz nette Sache aber ganz ehrlich: es wird wohl kaum jemand regelmäßig mit dem Rad aus Darmstadt nach Frankfurt pendeln. Das Geld für diesen Weg hätte man besser in eine Radweg Infrastruktur in der Stadt investieren können. Aber sei es drum.

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Während ich auf dem Weg fuhr ging dann auch wieder die Sonne auf:

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Anschließend ging es noch über bekannte Wege durch den Stadtwald an Neu Isenburg vorbei nach Frankfurt wo ich dann auch wirklich wie geplant um 7 Uhr ankam. Das war ich dann schon mehr als erleichtert und auch etwas stolz, diese Strecke in ca. 19 Stunden gefahren zu sein.

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Insgesamt waren es 423 km und 3800hm, die ich an dem zweiten Tag gefahren bin. Das war sicherlich nicht meine letzte Radtour in der Art, wobei es nicht nochmal so lang werden muss ,-) Schaun ma mal…

Hier noch die beiden Etappen:

 

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