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Erster Zyklus

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Datum Ereignis
25. September 2006

Chemo Start Zyklus 1 – Tag 1
Heute war es dann soweit: um 6:00 Uhr klingelte der Wecker. Da ich gestern keine Zeit hatte, wollte ich mir noch schnell die Haare schneiden, denn die fallen eh aus und den Triumph wollte ich der Krankheit bzw. der Chemotherapie nicht gönnen – also weg damit. Anschließend noch ein anständiges Frühstück, Klamotten gepackt und dann ab – meine Schwester brachte mich zu der Praxis. Dort wurde ich recht direkt von einer Arzthelferin empfangen und noch mal über alles aufgeklärt und dann ging es los. Erst eine kleine Kochsalzlösung, dann Kevatril und Dexamethason dann 1,5l Kochsalz, dann die fiesen Zytostatika und zum Abschluss noch mal Kochsalz ohne Ende. Insgesamt 5 Liter. Danach fühlte ich mich wie ein Wasserballon, aber das geht ja auch wieder raus. Die ArtzhelferInnen waren klasse – obwohl sie super viel zu tun hatten, waren sie jederzeit ansprechbar und haben alle meine Fragen geduldig beantwortet. ZUm Dank durfte ich dann auch den Praxis Drucker wieder flott machen, denn technisch sind die nicht so auf der Höhe ;-) Leider hatte ich mein Buch, das ich dabei hatte schon nach 2 Stunden durchgelesen, so dass es dann etwas langweilig wurde, habe mich dann mit Hörspielen und dem Rechner notdürftig beschäftigt, aber es war arg langweilig, da mein Nachbar, der das gleiche wie ich durchmacht, wieder nach hause geschickt wurde, weil seine Blutwerte nicht so gut aussahen. Also morgen kommt ein dickes Buch mit…
Nebenwirkungen spüre ich noch KEINE, absolut keine aber die kommen wohl auch noch nicht am Anfang. Konnte mittags sogar anständig essen – ok, nur Toastbrote, aber immerhin. Zu hause gab es dann lecker Pizza, groß kochen wollte ich nicht – ok, etwas müde bin ich doch, das kann aber auch an dem vergangenen Wochenende liegen ;-) Ich trau es mich ja garnicht zu schreiben, aber wenn es mir morgen nicht schlechter geht, fahre ich übermorgen mit dem Rad hin - mit hinbringen lassen und abholen ist halt doch extrem umständlich und mit dem Rad brauch ich 10 Minuten - wenn überhaupt...

26. September 2006 Nachtrag zu gestern: da habe ich wohl doch etwas voreilig geschrieben, denn abends wurde mir doch etwas übel, aber nicht so schlimm, ich konnte immerhin noch etwas essen.
Heute also der zweite Tag und der ging etwas schneller rum, da ich die Infusionen heute komplett über einen Infusomat bekam, so dass ich schon noch 5 Stunden fertig war. Dummerweise war ich heute morgen 5kg schwer als gestern, was bedeutete, dass sich das Wasser der Infusionen in den Muskeln eingelagert hat. Daher bekam ich heute auch noch ein Mittel zur Entwässerung, so dass ich ständig auf der Toilette verschwinden musste – das war mir ja schon beinahe peinlich – man hält es wirklich kaum 10 Minuten aus… Naja, wieder zu hause ging es mir dann gar nicht so gut, tierisch müde und vor allem war mir sehr schlecht, habe nur sehr wenig gegessen, und auch trinken ging nur sehr schwer. Hinzu kam der übliche Telefonterror – so lieb es alle mit mir meinen, manchmal ist es doch zu viel… Was mich aufbaut ist der Gedanken, auch wenn es mir nun schlecht geht, den Krebszellen, sofern noch welche da sind, geht es grad viel schlechter, wollen wir doch mal sehen, der das länger durchhält…
27. September 2006 Und der dritte Tag ist auch überstanden. Wieder einmal gab es 5 Liter Infusionen, zusammen mit dem tollen Entwässerungsmittel – damit vergeht die Zeit auch sehr schnell ;-) Lesen konnte ich heute kaum, habe wieder mehr geschlafen, bzw. gedöst, schlafen geht ja nicht, wenn man ständig auf Toilette muss.
Nachmittags ging es mir dann recht gut, leider ließ abends die Wirkung des Kevatril wieder nach und mir wurde brutalst übel, so dass an Abendessen nicht zu denken war. Morgen werde ich mir da ein stärkeres Mittel geben lassen, denn die MCP Tropfen scheinen nicht so ganz ihren Dienst zu erfüllen.
28. September 2006 Jawoll, die vierte Sitzung liegt hinter mir. Heute wurde mir das Entwässerungsmittel nicht verabreicht, so dass ich einen einigermaßen ruhigen Vormittag hatte. Eineinhalb Stunden konnte ich schlafen, den Rest habe ich gelesen, so dass die Zeit recht schnell verging. Hinzu kam, dass ich heute schon um 12:0 Uhr fertig war – Kerstin, meine Krankenschwester pumpt das Zeug immer schneller in mich rein, mal sehen, welche Bestzeit wir noch schaffen. Zusätzlich bekam ich noch eine ganze Batterie an Medikamenten gegen die Übelkeit, mal sehen ob das nun wirkt. Nachdem ich heute selbstständig heimgegangen bin, werde ich morgen da auch mit dem Rad hinfahren, diese Auto-Gurkerei hat einfach keinen Wert in der Frankfurter Innenstadt. ZU hase hatte ich dann sogar mal richtigen Appetit und konnte richtig essen – nagut, nur Kartoffelbrei mit Champions, aber immerhin etwas. Auch der Tip meiner Krankenschwester, statt Tee Ingwersud zu trinken war klasse – klingt zwar ganz ekelig, ist aber gar nicht so wild und es beruhigt vor allem dem Magen. Mal sehen, wie heute die neuen Medikamente gegen die Übelkeit wirken, ich lass mich überraschen. Morgen noch, dann ist das gröbste des ersten Zyklus überstanden. Dann nur noch an den kommenden Montagen die Bleomycin Infusionen und dann ist auch schon Halbzeit.
2. Oktober 2006

Ich trau es mich ja schon gar nicht mehr zu schreiben – den Umständen entsprechend geht es mir bestens. Das Wochenende war sehr erholsam, der Körper war wohl auch froh nicht wieder mit dem ganzen Gift voll gepumpt zu werden, der Hunger kam wieder und Sonntag konnte ich mit meiner Freundin sogar einen kleinen Ausflug nach Limburg machen (wo zufälligerweise ein Radrennen stattfand ;-)) Nein keine Angst, wir haben nur zugeschaut. Müdigkeit ist auch nicht mehr so schlimm, ok, die Kondition ist hin, heute habe ich es schwarz auf weis bekommen: mein Hämoglobin ist von 15,7 (vor der Therapie) auf 13,5 runter gegangen – da ist die allgemeine Schlappheit wohl angemessen. Aber egal kommt alles wieder. Leukozyten waren heute auch im grünen Bereich, so dass es mit einer kleinen Bleomycin- Infusion heute weiterging. Die Sache war nach einer Stunde drin und ich konnte wieder heim. Nun habe ich die ganze Woche frei – der Körper muss nun das ganze Zeug verarbeiten und das merkt man doch, dass da was im Gange ist. Ein kleines Problemchen bleibt aber dennoch: irgendwie mag das Essen, das ich vernichte mich nicht mehr verlassen – so dass ich dagegen nun auch etwas bekommen habe – hoffen wir mal, das das hilft, sonst wird es fies – ANGST!!!
Für die Statistik: Das folgende Zeug schwirrt grad mehr oder weniger in meinem Körper rum:

  • Cisplatin
  • Etoposis
  • Bleomycin
  • Kevatril
  • Dexamethason
  • Ringerlösung, Glucose-Suppe, Natriumbicarbonat als Spüllösungen
  • Lasix (ist wohl schon wieder raus)
  • MCP Stada Tropfen (Der Standard gegen Übelkeit)
  • Granisetron (der Hammer gegen Übelkeit)
  • Omeprazol Stada (Zur Magenberuhigung)
  • Lorazepam-ratiopharm (zur Entspannung)
  • Dexamethasan (zusätzlich als Tabletten für abends)
  • Paracetamol (für ab und an auftauchende Kopfschmerzen)
  • Leinsamen, Magen-Tee, Sauerkrautsaft (für die Verdauung)
  • Movicol (damit ich mal wieder die Toilette benutzen kann)
  • Ciprofloaxin (nur für den Fall, dass ich mir irgendeinen Schnupfen einfange - bisher zum Glück noch nicht notwendig)

Mein Gott, ich bin ein Haufen Sondermüll…

5. Oktober 2006 Nun ist ein Monat rum und mir geht es bestens. Diese Woche ist ja die erste Regenerationswoche und ich spüre kaum noch etwas von der Behandlung. Kann wieder einigermaßen normal essen, seit gestern brauche ich nicht einmal mehr die MCP Tropfen gegen die Übelkeit – was will man mehr. Allerdings komme ich mir etwas komisch vor, nicht arbeiten zu dürfen, so dass ich heute wenigstens etwas für meine Diss getan habe – Forschen kann ich auch zu hause, wobei es da doch einige Ablenkungen gibt. Küche ist da ganz gefährlich. Da mein Hämoglobinwert ja im Eimer ist, dachte ich mir heute, Du brauchst Eisen – also gab es zu Mittag geiles Steak. Man gönnt sich ja sonst nix. Die Beilage ist mir dann aber etwas missraten.
Deprimierend ist halt, dass ich bei diesem super Wetter nichts großes unternehmen darf – ok, ich kann noch alleine raus, aber Menschenmengen sind pfui. Also Innenstadt meiden.
08. Oktober 2006 Und wieder liegt ein schönes Wochenende hinter mir. Mein Körper hat sich mittlerweile einigermaßen von der Behandlung erholt, so dass ich schon wieder ganz gut ohne jegliche Medikamente leben kann. Morgen gibt es ja auch nur eine kleine Bleomycin Gabe und dann war es das schon mit dem ersten Zyklus.
Gestern kamen drei meiner Teamkollegen zu Besuch und wir hatten einen richtig schönen Abend. Die Irren sind extra aus Augsburg und Saarbrücken gekommen – da soll noch mal die Tour schreiben, wir würden uns nur auf Rennen treffen…
Samstag abend gingen mir dann die ersten Haare aus, mir bleibt also auch das nicht erspart, aber das war mir ja von Anfang an klar.
09. Oktober 2006 Hellau, heute stand die letzte Infusion des ersten Zyklus an, wieder gab es nur Bleomycin. Vorher wurde wieder ein Blutbild gemacht und das war leider garnet so klasse, sprich meine Leukozyten sind runter auf 2,1 – das bedeutet, mein Immunsystem ist mal voll am Ende. Also sollte ich nun noch mehr aufpassen mich nicht zu erkälten, einkaufen ist wohl grad auch keine so gute Idee. Nun hoffe ich, dass sich die Werte bis nächste Woche wieder bessern, ansonsten muss der zweite Zyklus um eine Woche verschoben werden, daher werde ich diese Woche halt extrem ruhig angehen, viel Ruhe und gut erholen – mehr kann ich nicht machen.
Eine gute Nachricht gab es dann aber doch noch: ich darf locker Rolle fahren – ok, kein Riesen Spaß, aber ich freu mich schon darauf, dass ich mich endlich wieder etwas bewegen kann. Heute zwar noch nicht, da ich ja noch die Medikamente nehmen muss, aber morgen…
11. Oktober 2006 Nun geht es so langsam richtig los mit den Haaren. Einmal zupfen am Kopf und ich hab ein Büschel in der Hand. Also musste heute noch mal der Rasierer ran, um möglichst viel vorher abzurasieren. Hab halt keinen Bock, dass die ganze Wohnung voller Haare ist – das hab ich ja wegen der Katze, die ich in Pflege hatte, grade hinter mir. Also alles ab.
Nun hab ich auch eine Rolle bekommen und konnte heute eine Stunde darauf strampeln – ok, Spaß macht das nicht wirklich, aber ich kann mich wenigstens etwas bewegen und bringe den Kreislauf in Schwung- das kann ja net schlecht sein.
Ansonsten leb ich weiterhin wie ein Mönch, will ja dass sich bis Montag meine Blutwerte normalisieren, so dass dann mit dem zweiten Zyklus begonnen werden kann – ansonsten müsste ich noch eine Woche warten und ich will das ja möglichst schnell hinter mich bringen.
16. Oktober 2006 Tja, heute sollte eigentlich der zweite Zyklus beginnen, doch da sich meine Blutwerte immer noch nicht hinreichend gebessert haben, muss ich damit noch eine Woche warten. Meine Leukos sind nun zwar auf 2,8, doch mit der Therapie macht man erst ab 3,0 weiter. Also noch ne Woche rumwarten.
Einen Vorteil hat die ganze Haar-Ausfallerei allerdings: ich brauch mich nicht mehr rasieren – ein Nerv Faktor morgens weniger und Rasierklingen spar ich auch noch – ok, das waren dann aber auch schon die Vorteile – dafür fliegen hier nun überall Haare rum – gleich mal wieder staubsaugen…

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